In der Hoffnung, den Aufwärtstrend von Donnerstag nützen zu können, rückte ich am Freitag mit einem befreundeten Baujäger und ein paar Schützen gleich noch einmal aus. Im Revier, in das wir fuhren, sprangen im letzten Jahr gleich 4 Füchse – jeweils im Doppelpack. Und das, obwohl das ganze Revier nur ungefähr 6-7 Baue kannte. Die Hoffnung war also groß, das Wetter schlecht.
Die ersten beiden Feldbaue, jeweils mit nur 1 Röhre, waren teils zugeschneit und ohne Fuchsfährten, lediglich ein Hase schien die zweite Röhre im Vorbeigehen näher in Augenschein genommen zu haben. Affi, unser “Anzeigespezialist”, interessierte sich nicht die Bohne für die beiden Röhren, weshalb wir weiterfuhren um eine Röhre unter der Forststraße weiter oben im Wald zu kontrollieren. Die Dackelhündin unseres Freundes schliefte durch, wieder nichts daheim. Den nächsten Bau fanden wir leider nicht, da von den Anwesenden noch niemand dort gewesen war und der einzige, der wußte wo er zu finden war, leider nicht zum Treffpunkt erschienen war. Also zurück zu den Autos und wieder retour. Der nächste Bau, aus dem im Vorjahr 2 Füchse gesprengt werden konnten, lag inmitten eines gewaltig großen Schlages, der komplett mit gut bauchhohem Brombeerdickicht zugewuchert war. Nach einer intensiven Drückjagdsaison kann das einen Treiber/Terrierführer aber nicht ernsthaft erschüttern, also Augen zu und durch. Die exakte Lage des Baus war nicht ganz klar, weshalb wir etwas suchen mussten, jedoch bald fündig wurden. Auf den ersten Blick lagen 3-4 recht große Röhren vor mir, vor einer davon hatte sicher noch am selben Tag ein Fuchs gedöst, was man am runden Abdruck des Liegeplatzes im Schnee und den Spuren gut sehen konnte. Affi schliefte ohne zu zögern rasch ein, was bei ihr bedeutet, dass der Bau entweder befahren ist oder noch vor kurzem befahren war. Sie war noch keine halbe Minute verschwunden, da stand auch schon ein kräftiger Fuchs vor uns! Den Schützen ging das alles eine Spur zu schnell, außerdem hätten sie nur direkt auf den Bau zielen können, was GsD keiner von ihnen gemacht hat, da dort jederzeit der Hund auftauchen kann. Als der Fuchs realisiert hatte, dass er nicht allein war, machte er kehrt und verschwand wieder im Dunkeln einer Röhre, sogleich verfolgt von Affis Laut… Ja fix noch einmal, darf denn das wahr sein?!
Jetzt war klar, einfach würde die Sache nicht werden. In den nächsten Minuten meldeten die Schützen noch jede Menge Röhren, verteilt über eine große Fläche des Hügels, verborgen durch die vielen Brombeeren. Offensichtlich hatten wir es hier nicht mit einem durchschnittlichen Fuchsbau, sondern einer veritablen Dachsburg – mindestens so alt wie der Berg, auf dem sie gelegen war (wenn nicht älter;)) – zu tun! Den Revierinhabern war das bis dato auch nicht klar, erst jetzt realisierten sie, was sich da über Jahre ohne ihr Wissen in den Brombeeren verborgen hatte. Nun gut… noch gab es keinen Grund aufzugeben, vielleicht konnten die Hunde ja doch etwas zustande bringen, auch wenn die Bedingungen alles andere als einfach waren. Affi arbeitete in der nächsten halben Stunde den Fuchs, was man an ihrem Laut erkennen konnte. Ab und zu schaute sie kurz aus einer Röhre heraus, nur um gleich entweder in derselben oder einer benachbarten wieder zu verschwinden. Das ist ihr Arbeitsstil als klassischer “Flieger”. Nach einer halben bis dreiviertel Stunde erschien sie jedoch immer öfter oberirdisch und auch ihr Enthusiasmus schien etwas nachgelassen zu haben. Was war da los? Ich entschloss mich, Affi abzuziehen und Janosch eine Chance zu geben. Janosch arbeitete ebenfalls rund eine halbe bis dreiviertel Stunde, man konnte jedoch seinen markanten Laut nicht wirklich hören. War er zu tief oder gab er keinen Laut? Ich konnte ihn zweimal an ein und derselben Stelle orten, wo er jeweils auch recht hartnäckig verweilte und das Gute daran war, er war nur knapp einen Meter unter uns! Als er das zweite Mal von dort weg war, schickte ich ihm als letzte Möglichkeit noch Affi zur Hilfe – in dem gewaltigen Röhrensystem mit zig Auslässen und großen Röhrendurchmessern würden sich die beiden wohl kaum ernsthaft in die Quere kommen. Sobald Affi wieder drinnen war, war sie ebenfalls an besagter Stelle zu orten, während Janosch eher den Rest des Baus absuchte, jedoch ohne dabei etwas Spannendes zu finden. Ich hängte also Janosch an und wir machten einen Einschlag. Bei knapp einem Meter war nicht viel verhaut und wer weiß, vielleicht machte es ja Sinn? Das Erdreich war wider Erwarten sehr gut zu graben und in Kürze waren wir auf der Röhre. Schon als wir uns der Röhre näherten, wunderte ich mich aber, weshalb wir – obwohl Affi gut festhielt – keinen Laut zu hören bekamen. Das hatten wir sonst nur, wenn das Raubwild bereits abgetan war. In der Röhre angekommen, erweiterten wir den Einschlag etwas und schickten Affi, die kurz zuvor heroben aufgetaucht war, wieder hinein. Sofort begann sie, einen schon verendeten Fuchsrüden aus der Endröhre zu ziehen!
Im nächsten und letzten Bau, gelegen an einer Flussböschung mit Einfahrtsröhre auf einer Wiese, bescherte uns die Dackelhündin ein Graberlebnis, aus dem anfangs keiner so recht schlau wurde. Der Dackel arbeitete, nachdem ihm die verschneite und spurenlose Eingangsröhre etwas erweitert worden war, gut 1,5 Stunden sehr ambitioniert, der mühevolle Einschlag auf knapp 2m brachte jedoch einen leeren Kessel mit kleiner Seitenröhre Richtung Böschung zu Tage – sonst nichts. Dieser Bau hatte Affi von Anfang an nicht im Geringsten interessiert, erst auf mein Betteln hin bequemte sie sich einzuschliefen, als der Dackel bereits genug hatte und die Weiterarbeit verweigerte. Sie quietschte in der kleinen Seitenröhre etwas herum, irgendwas muss also dort gewesen sein – für einen Fuchs war hier aber kein Platz, die Röhre war ja gerade mal einen halben Meter lang und leer, Affi konnte drinnen umdrehen. Laut gab es von ihr nie zu hören, sie hatte also keinen Wildkontakt.
Im Nachhinein und nach Beratung mit anderen erfahrenen Baujägern scheint es am plausibelsten, dass der kleine Bau einem Iltis Schutz geboten hat, der sich durch eine winzige Ausgangsröhre verdrückt haben muss, als er gestört wurde. Die 3 Stunden im Schneeregen (mehr Regen als Schnee, wenn man es genauer betrachtet) hätten wir uns also sparen können – hätten wir nur gleich alle auf Affi gehört;)