Nach einer letzten Jagd im alten Jahr am Silvestertag hatten wir nur eine kurze Verschnaufpause, da bei uns am Neujahrstag traditionell die Jagd ruht. Am 2. Jänner war aber schon der Auftakt für die "echte" Terrierarbeit - die Bauarbeit. Ein nahtloser Übergang also zwischen Riegeljagdeinsätzen und der Arbeit unter der Erde. Nach den 18 Einsätzen auf Schwarzwild, die wir inzwischen in den Beinen haben, ist die Jagd auf Fuchs & Dachs jetzt eine willkommene Abwechslung.
Schon das 3. Jahr in Folge wurden wir in dieses ertragreiche Niederwildrevier eingeladen und bislang hatten wir dort erfreulicher Weise immer Erfolg. Wer etwas Erfahrung mit der Baujagd in unserer Gegend hat weiß, dass das wirklich nicht selbstverständlich ist, schon gar nicht in Niederwildrevieren, die gezwungener Maßen das ganze Jahr über bemüht sind, die Raubwildzahlen in einem erträglichen Bereich zu halten. Nicht selten kommt es vor, dass man 30-40 Baue kontrolliert und nichts daheim ist!
Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo gleich der erste Bau befahren war, gestaltete sich die Sache heuer etwas zäher - und unangenehmer. 2009 blauer Himmel und Sonnenschein, kam uns gestern der Schnee waagrecht entgegen, schuld daran war der heftige Sturm. Bei Temperaturen um die 0°C war der Boden noch nicht gefroren, was sich in kiloschweren Erdklumpen an den Schuhsohlen unangenehm bemerkbar machte. Insgesamt sollte man meinen, dass die Füchse bei diesem "Sauwetter" im Bau stecken würde, dem war jedoch nicht so. Wieder einmal hat sich bestätigt - bei der Baujagd gibt´s keine allgemeingültigen Gesetze!
Alle Baue, die wir mit Affi kontrollierten waren leer, obwohl einige davon durchaus erfolgversprechend aussahen und auch der Geruch verriet, dass der letzte Besuch von Reineke noch nicht all zu lang her sein konnte. Selbiges, als wir dann die letzten Baue mit Obi kontrollierten.
Wie das nun mal so ist hatte sich schon allgemeine Frustration breit gemacht und richtig motiviert war von den Schützen eigentlich keiner mehr, als wir zum allerletzten Bau - einer uralten und gigantischen Dachsburg kamen. Letztes Jahr war sie leer, heuer jedoch sollte sie uns eine weitere neue Erfahrung bescheren...
Obi verschwand durch das offensichtliche Dachsg´schleif in der größten Röhre und blieb ein paar Minuten verschwunden, bevor wir ihn recht nah bei einer anderen Röhre kurz Laut geben hörte. Offensichtlich herrschte rege Bewegung in der Burg, sonst hätte er andauernd verbellt und attackiert. Bald darauf wieder kurzer Laut, dann nichts mehr. Der neue Bellman & Flint Sender rechtfertigte daraufhin seine Anschaffung und Obi konnte viele Meter von der Einschliefstelle entfernt geortet werden, er lag fest vor. Also zurück zum Auto, um die Schaufeln zu holen... Während die Engländer eher enttäuscht sind wenn ein Fuchs springt und nur das “Digging” für sie ECHTE Baujagd ist, ist das in unseren Breiten genau umgekehrt – wenn nichts springt, sind alle enttäuscht und beim Graben hält sich die Motivation meist in recht engen Grenzen;)
Eigentlich gingen die Grabarbeiten diesmal aber recht flott vonstatten und nach rund 2 Stunden kam es punktgenau zum Einschlag in die Röhre, die sich als Endröhre mit großem Kessel entpuppte. Allerdings war Obi in der letzten Stunde ab und zu aus dem Bau gekommen, was nicht unbedingt typisch für ihn ist wenn gegraben wird und was wir vermissten, war sein typischer Laut am Raubwild, den man hört, wenn man sich dem Ort des Geschehens in der Tiefe nähert. Es war also nicht ganz klar, was sich da unten eigentlich abspielte. Nachdem der Einschlag etwas erweitert worden war und der Kessel ausgeräumt war, kam schön langsam Licht ins Dunkel... Affi, die wir vom Einschlag aus ansetzen wollten, weigerte sich einzuschliefen - weil Obi sie von der anderen Seite aus verknurrte! Irgendwas war da…
Nach ein paar weiteren Minuten war klar – Obi war schon fertig mit der Jagd. Sein Gegner, ein Jungdachs, war ihm unterlegen gewesen und bereits von ihm abgetan worden. Nachdem der Weisse angeleint war, zog Affi den Dachs nur noch aus der Röhre und der Einschlag wurde wieder zugeschüttet.
Wieder um eine neue Erfahrung reicher und etwas perplex traten wir also den Rückweg an, Obi hatte bis auf eine einzige Bissverletzung über dem Schulterblatt keinen Kratzer davongetragen.
Die einzige allgemeingültige Regel bei der Baujagd ist wirklich, dass es keine Regeln gibt! Jede Baujagd ist anders, es gibt nichts, was es nicht gibt…
Und Obi ist mit seinen fast 8 Jahren noch kein bisschen leise…